Gildehaus – die „Perle der Grafschaft“
Auf jeden Fall gibt es dort einiges zu entdecken: Die Ostmühle, die hoch oben auf dem Mühlenberg thront und wo noch heute Mehl gemahlen und im anliegenden Backhaus zu Brot verarbeitet wird, ist nur eins von vielen Highlights, die der kleine beschauliche Ort zu bieten hat.
Drei spannende Führungen durch Gildehaus stellen wir hier vor, jede Führung kann für Gruppen zu einem Termin nach Wahl gebucht werden.
Mit dem Dorfpolizisten durch Gildehaus – Gildehauser Geschichte mit Charme und Witz
„Dorfpolizist Vos“ ist Ur-Gildehauser und hat diese interessante Führung durch den Ortsteil Gildehaus ins Leben gerufen. Er ist das Pendant zu dem Bad Bentheimer Nachtwächter und sorgt auf seinem abendlichen Rundgang auf humorvolle Art für Ruhe und Ordnung im Dorf. Dabei erzählt er seinen Begleiter:innen an verschiedenen Stationen etwas zu der Gasthauskultur und den dazugehörigen Ausnüchterungszellen, spricht aber auch die Wasserver- und entsorgung der damaligen Zeit und vieles mehr an.
Vor dem Rundgang legt Hermann Voss als Dorfpolizist zuerst seine Uniform, ähnlich wie einen Anzug, an, dann ergänzt er sein Kostüm als Hüter des Gesetzes mit einem Helm als Kopfbedeckung. Zum Schluss schnallt er sich für seinen Rundgang durchs Dorf noch seinen Säbel – an und dann kann es losgehen.
Die Idee für den Gildehauser Rundgang im Kostüm kam wohl schon beim ersten Landesposaunenfest im Jahr 2012 auf. Dort wurde der Wunsch geäußert, den vielen angereisten Musiker:innen mit einem Nachtwächterrundgang, ähnlich wie in Bad Bentheim, den Ort Gildehaus näher zu bringen.
Verschiedene Bentheimer Jahrbücher belegten, dass es in Gildehaus sogar zwei Nachtwächter und einen Dorfpolizisten gegeben hatte und auf letzteren baut die Führung mit „Dorfpolizist Vos“ nun auf. Nun verkörpert Vos bei seiner einstündigen Führung den Dorfpolizisten. Er schlüpft in dessen Rolle als Gesetzeshüter und Autorität im Dorf und würzt seine Schilderungen mit vielen Anekdoten.
Radrundtour: „Shalom“ – auf Spurensuche jüdischen Lebens in Gildehaus
Eine Radtour initiiert von Gislinde Holke, die sich mit folgenden Fragen beschäftigt: Was geschah mit den jüdischen Mitbürger:innen, die hier lebten? Wer waren sie? Wohin flohen sie, wohin wurden sie deportiert? Die Radtour führt durch den kleinen Ort, vorbei an den Stolpersteinen und den ehemaligen Wohnhäusern der Juden und Jüdinnen, die in Gildehaus gelebt haben.
Für die Tour ist ein eigenes Fahrrad und eine Kopfbedeckung für Männer erforderlich.
Gildehauser Dorfspaziergang
Wie war es in der Zeit um 1900 in Gildehaus? Was unterscheidet diese Zeit zu der jetzigen? Bei diesem erlebnisreichen „Rundgang durch Gildehaus“ entführt Gislinde Holke als „Bürgersfrau Herma“ ihre Zuhörer:innen in das dörfliche Gildehaus vor 100 Jahren.
Gegenüber dem heutigen Dorfbrunnen stand früher das repräsentative Haus Poolmann, einer angesehenen Textilfabrikanten-Familie. Hier war gewissermaßen auch die Keimzelle von Gildehaus, das seine Entstehung den Sandsteinbrüchen zu verdanken hatte. Von dort schweifen die Blicke zum Kirchturm hinüber, der ursprünglich eine andere Bedeutung hatte. Dieser war nämlich ein „Gildehaus“ und als Zufluchtsraum bei Gefahren und als Versammlungsraum für die Steinhauer und Steinmetze diente.
Dieser Ort gab später dem Dörfchen seinen Namen. Es schließt sich eine Geschichte an, dass Pfarrer Bernhard Krechting in der St. Annen-Kirche um 1520 in seinen Predigten die Glaubenslehre der Wiedertäufer verbreitete. Wie die Geschichte ausging… wird bei dieser Führung eindrucksvoll von der „Bürgersfrau Herma“ erläutert. Einen breiten Raum nahm auch die Textilindustrie ein, die ihre Wurzeln in der häuslichen Verarbeitung von Flachs zu Garn und Leinen hatte, wobei „Herma“ immer wieder zur Auflockerung kleine Geschichten der Fabrikantenfamilien Poolmann und Hoon einstreut. Insgesamt 17 Stationen steuert Gislinde Holke an, immer wieder von Details unterlegt oder durch Sagen ergänzt.
Heute, 100 Jahre später, kaum vorstellbar: die „Gillhuuser Kermis“ zog sich über den ganzen Mühlenberg und die Dorfstraße hin. Oben auf dem Berg gibt es ebenfalls einiges zu erzählen. Hier stand eine Gaststätte und war die Poststelle in der Bergstraße ansässig. Interessant ist auch die Story um Dr. Hermann Aschendorf, der als erster Arzt in Gildehaus seine Praxis und in unmittelbarer Nähe das erste Krankenhaus der Grafschaft Bentheim eingerichtet hatte. Beim Dorfbrunnen endet der fast zweistündige Rundgang mit dem „Gildehaus Lied“. In der Schlusszeile heißt es: „Es lebt das Dörfchen lobesam“.
Sämtliche Führungen sind bei der Touristinformation Bad Bentheim buchbar, Telefon 05922 983317.